Entlastung und Mobilität

Entlastung und Mobilität

Nach einer Verletzung des Fußes oder Sprunggelenks oder nach einer Operation ist es ausschlaggebend für den Heilungsprozess und Behandlungserfolg, die richtige Mischung aus Ent- und Belastung zu finden und den Fuß oder Unterschenkel gut zu lagern und nicht zu überanstrengen. An normales Gehen ist daher eine ganze Weile nicht zu denken. Um die Reha-Phase zu überbrücken, oder auch für Patienten mit chronischen Einschränkungen an Fuß oder Sprunggelenk sind moderne Hilfsmittel die ideale Lösung.

Im Folgenden finden Sie einen Überblick über verschiedene Hilfsmittel und Hinweise, wie Sie das für Sie am besten geeignete Hilfsmittel in Abstimmung mit Ihrem Arzt finden.

Gehstützen

Bei den Gehstützen wird zwischen Unterarmstützen und Achselgehstützen unterschieden. Erstere sind ein sehr gängiges Hilfsmittel bei Fußverletzungen, da sie einen Großteil des Körpergewichts tragen und damit den Fuß entlasten. Achselgehstützen sind eher in Amerika und Großbritannien verbreitet. Bei ihnen wird die Belastung auf den Schulterbereich übertragen, weshalb sie vor allem für Patienten mit geringer Kraft in den Armen, gleichzeitigen Arm- und Beinverletzungen oder Handgelenksbeschwerden geeignet sind.

Gehstützen erlauben ein weitgehend normales Gehverhalten, bei dem der betroffene Fuß nicht aufgesetzt werden muss und damit völlig entlastet und geschont wird. Patienten können sich eigenständig fortbewegen und den Alltag fast ohne fremde Hilfe bewerkstelligen.

Nachteilig bei Gehstützen ist allerdings, dass sie bei längerer Anwendungsdauer zu einem un-physiologischen Gang und damit zu Oberarm-, Schulter- und/oder Rücken- bzw. Hüftbeschwerden führen können. Die Sicherheit der Gehstützen ist ebenfalls beschränkt, bleibt ein Umknicken, Ausrutschen oder falsches Auftreten doch nicht immer aus. Auch haben Patienten nicht die Hände frei und sind daher im Alltag erheblich eingeschränkt. Der Aktionsradius ist limitiert.

Gehstützen stellen zweifelsfrei das günstigste Hilfsmittel dar und werden in den meisten Fällen von der Krankenkasse bezahlt.

Rollstuhl

Der Rollstuhl kann bewegungseingeschränkten Patienten dabei helfen, ihren Bewegungsradius auszuweiten und damit mehr Mobilität zu erlangen. Er gilt als ein sicheres und bewährtes Hilfsmittel bei Funktionseinschränkungen des Fußes oder Sprunggelenks sowie bei vielen anderen Erkrankungen. Der Rollstuhl gilt als sicherste Möglichkeit der vollständigen Entlastung einer Extremität.

Zahlreiche Optionen zur individualisierten Anpassung des Rollstuhls an die eigene Situation ermöglichen größtmögliche Flexibilität. Zu empfehlen sind Modelle, die sich mit geringem Kraftaufwand antreiben lassen, mit einer komfortablen Sitzfläche ausgestattet und von guter Qualität und Verarbeitung sind. Auch Sicherheitsaspekte wie die Stabilität des Rollstuhls sollten bedacht werden. Individuell angepasste Rollstühle erfüllen außerdem einen wichtigen therapeutischen Nutzen. Zudem haben Patienten mit Fuß- oder Sprunggelenksverletzungen vor allem während der postoperativen Behandlung häufig Angst, den Heilungsprozess durch falsches Auftreten oder Überlastung zu gefährden. Diese Angst kann mit einem Rollstuhl genommen werden.

Besonders für Patienten mit beidseitigen Verletzungen oder Funktionseinschränkungen stellt der Rollstuhl die einzigmögliche Option dar. Bei den meisten Fuß- und Sprunggelenkserkrankungen wird er jedoch oft nur temporär eingesetzt, um so schnell wie möglich eine kontrollierte Mobilisierung der betroffenen Gliedmaßen einzuleiten.

Die Kostenübernahme für einen Rollstuhl ist je nach Modellvariante und Ausstattung bei der Krankenkasse zu erfragen. Das Hilfsmittel wird jedoch meist bezuschusst oder bezahlt. Auch die Miete von Rollstühlen ist möglich, was besonders für Patienten mit temporären Einschränkungen oder Verletzungen eine sinnvolle Vorgehensweise ist.

Gehwagen

Gehwagen bzw. Rollatoren gelten als vielseitige und sichere Hilfsmittel, die der Unterstützung und Sicherung des Gehens dienen. Mit ihnen lässt sich das Sturzrisiko reduzieren. Sowohl eine Teil- als auch eine Vollbelastung kann mit diesem Hilfsmittel realisiert werden. In der Rehabilitation werden die Rollatoren auch zur Gangschulung eingesetzt.

Gehwagen sind in unterschiedlichsten Ausführungen erhältlich und sollten jeweils individuell an die körperlichen Gegebenheiten angepasst werden. Modelle mit Sitzfläche zum Ausruhen oder mit Unterarmauflage oder Achselstütze können praktische Vorteile bieten. Sehr leichte und zusammenklapp­bare Rollatoren lassen sich gut in den Alltag der Patienten integrieren. Einkäufe oder Gegenstände des täglichen Lebens können im praktischen Korb transportiert werden. Ein Gehwagen sorgt also für mehr Eigenständigkeit und Bewegung. Trotzdem kann die volle Mobilität mit diesem Hilfsmittel nicht gewährleistet werden. Auch sorgen Rollatoren weder für eine optimale Lagerung des Fußes noch für eine vollständige Entlastung der Gliedmaßen.

Die Kosten für einen Gehwagen werden zumeist von der Krankenkasse getragen. Häufig stellt die Kasse auch ein Leihmodell zur Verfügung.

Orthopädischer Roller

Der orthopädische Roller ist eine Kombination aus Rollator, Rollstuhl und Tretroller. In den USA gilt er bereits als ein Standard-Hilfsmittel, während er in Europa vielerorts noch unbekannt ist. Die ergonomisch geformte Knieauflage des orthopädischen Rollers erlaubt die Lagerung und Entlastung des Unterschenkels, während gleichzeitig das gesunde Bein für die Fortbewegung genutzt wird. Im Unterschied zum Rollstuhl erfolgt die Entlastung der betroffenen Extremität bei gleichzeitiger körperlicher Aktivität durch Benutzung des gesunden Beines.

Ähnlich wie beim Rollstuhl können allerdings Treppen die Verwendung im häuslichen Umfeld einschränken. Die meisten Modelle sind mit  Zubehör wie zum Beispiel einer Unterarmgehstützenhalterung oder Stauraum für Utensilien ausgestattet.

Das Hilfsmittel ist im Sanitätsfachhandel erhältlich. Die Kostenübernahme ist jeweils bei den Krankenkassen zu erfragen. Auch für dieses Hilfsmittel besteht eine Mietoption.

Psychologische Aspekte

Bei der Wahl des passenden Hilfsmittels spielen nicht nur medizinische Überlegungen zur Be- und Entlastung sowie zur Mobilisierung eine Rolle. Auch psychologische Aspekte sind zentral und machen sich vor allem beim Vergleich von Rollstuhl und orthopädischem Roller bemerkbar. Sowohl der Rollstuhl als auch der orthopädische Roller ermöglichen dem Patienten mehr Freiheit und eine größere Eigenständigkeit.

Ein Unterschied besteht allerdings in der Selbst- und Fremdwahrnehmung. Patienten mit einem orthopädischen Roller werden, verglichen zum Rollstuhl, von ihrem Umfeld als aktive Teilnehmer am täglichen Leben wahrgenommen und sehen sich auch selbst so. Diese positiven Emotionen fördern wiederum das Wohlbefinden und haben damit einen positiven Einfluss auf den Heilungsprozess.

Im Vergleich bieten sowohl Unterarmgehstützen, Rollstühle, Gehwagen als auch orthopädische Roller Vorteile für Patienten. Bei einigen Krankheitsbildern und in bestimmten postoperativen Phasen ist ein Rollstuhl zweifellos unverzichtbar und kann nicht durch ein anderes Hilfsmittel ersetzt werden.  Die Entscheidung für das individuell am besten geeignete Hilfsmittel sollte jedoch mit dem behandelten Arzt abgestimmt werden.

Veröffentlicht am 01.12.2015. Aktualisiert am 28.11.2017.
Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von der ORTHOSCOOT GmbH.
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