Kinesiologisches Taping

Kinesiologisches Taping

Im Internet kursieren viele verschiedene Meinungen zum Thema „Kinesiologisches -Tapen“, sowie Videos und Anleitungen zur Selbst-Anlage. Doch nur wenig ist zur Nachahmung geeignet und sollte daher kritisch betrachtet werden. 

Erfinder dieser speziellen Tapingart ist der japanische Chiropraktiker Dr. Kenzo Kase. 1979 begann er damit, die Schmerzsensoren zwischen den beiden obersten Hautschichten mit elastischen Klebebändern zu behandeln, um einen länger anhaltenden Behandlungserfolg zu erzielen.
Nach längerer Forschungsphase entwickelte er eine spezielle Methode des Tapens. Die Idee dabei war eine Kombination  aus dem Prinzip der Aktivierung der körpereigenen Heilungskräfte mit Therapieprinzipien der Kinesiologie. Er wandte das „kinesiologische Tape“ bei japanischen Amateur- und Spitzensportlern erfolgreich an, wodurch auch andere Sportler und Nationen auf das Verfahren aufmerksam wurden.

Im Jahr 2001 gelangte das kinesiologische Tape schließlich auch nach Deutschland, wo Dr. Kenzo Kase anfangs selbst Therapeuten ausbildete. Seither ist das kinesiologische Tape bei vielen Physiotherapeuten, Masseuren, Sportwissenschaftlern und Ärzten fester Bestandteil der Therapie und wird ins medizinische Gesamtkonzept integriert.

Zum Lesen der Bildbeschreibung und Vollansicht bitte Bild anklicken. Foto: Miriam Müller

Das kinesiologische Tape unterscheidet sich vom herkömmlichen Tape durch seine Dehnfähigkeit von 30-40%. Um die verletzten Strukturen zu stützen und fixieren, sind die elastischen Fasern so angeordnet, dass nur eine Dehnung des Tapes in der Längsrichtung möglich ist. Dagegen ist der „klassische Tapeverband“ starr und unelastisch. Behandlungsziel des klassischen Tapes ist die Immobilisation und Stabilisierung einer verletzten Struktur. Das konesiologische Tape unterstützt, ohne vollständig zu immobilisieren. Trotz Tapeanlage soll das volle Bewegungsausmaß der betroffenen Struktur erhalten bleiben, die Durchblutung gefördert und der Stoffwechsel angeregt werden.

Es gibt verschiedene Taping-Methoden, wie beispielsweise das Faszien-, das Ligament- und das Muskeltape. Je nach Zielsetzung (Stabilisation, Entlastung, Schmerzlinderung) wird mehr oder weniger bis kein Zug auf die Zügel gegeben, mit oder ohne Vordehnung der Muskulatur. Durch eine leichte, ca. 10% Vorspannung des Tapes entsteht beim Aufkleben eine Art „Lifteffekt“ der Haut. Das Anheben der Haut soll sich den Wirkmechanismus verstärken und die Lymphbahnen öffnen

Eine weitere Besonderheit ist der hohe Tragekomfort des Tapes. Vorteilhaft sind die Atmungsaktivität, die geringe Dicke und die bereits erwähnte Elastizität. Diese Faktoren führen dazu, dass das Tape schon Minuten nach der Applikation nicht mehr bewusst wahrgenommen wird. Das natürliche Bewegungsverhalten wird subjektiv nicht beeinflusst. 
Hergestellt wird das kinesiologische Tape i.d.R. zu 100% aus Baumwolle, ohne Latexanteil mit einem hautfreundlichen, hypoallergenen Kleber (100% Acryl), sodass es auch Personen mit empfindlicher Haut sehr gut vertragen. Durch die eingearbeitete Wellenform wirkt das Tape massierend und durchblutungsfördernd. Es ist wasser- und luftdurchlässig und sollte auch bei Wasserkontakt, Saunagängen oder sportlicher Betätigung mehrere Tage halten - je nachdem, wie stark der Patient schwitzt oder die Haut fettet. 
Vor dem Anbringen des Tapes sind die nachfolgenden Beschwerden oder Erkrankungen zu beachten, da sich hieraus Kontraindikationen für die Anwendung eines Kinesiologie-Tapes ergeben können.

Kontraindikationen für Kinesiologisches Tape

  • Hauterkrankungen (Infektionen, Hautpilz, Ekzeme)
  • Sonnenbrand
  • Thrombose
  • maligner Tumor
  • Chemotherapie
  • Bestrahlung der zu behandelnden Region (ggf. Tapen möglich nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt)
  • unklares Fieber

Vorsicht: Beginnt das Tape aber dauerhaft zu jucken oder entsteht ein unangenehmes Spannungsgefühl, sollte es sofort entfernt werden. Diese Zeichen können auf eine beginnende Hautreaktion wie Rötungen oder Pusteln hinweisen.


Grundsätzlich gilt, dass vor einer Kinesiologie Tape Behandlung die Diagnose geklärt und das Therapieziel formuliert sein sollte. Bei Unsicherheit des Therapeuten bezüglich der Anwendung sollte auf die Nutzung eines Kinesiologie Tapes verzichtet werden.
Sind oben genannte Kontraindikationen abgeklärt, kann das Tape angebracht werden.

Häufige Indikationen für das Anbringen eines kinesiologischen Tapes

  • Ödeme
  • Hämatome
  • Lymphstau
  • Gelenkinstabilitäten
  • Band-Kapsel-Läsionen
  • Arthrose
  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Muskelrisse
  • Narben
  • Kontrakturen
  • Migräne
  • Erkrankungen innerer Organe über neuroreflektorische Regelkreise

Um eine Optimierung der Behandlung zu erreichen, werden verschiedene Farben für das Kinesiologie Tapen verwendet, da bekannt ist, dass Licht und Farben auf unseren Organismus und Geist eine positive Wirkung haben. Einen wissenschaftlichen Beweis für die Notwendigkeit der Verwendung unterschiedlicher Farben gibt es bisher nicht. Häufig erfolgt die Farbwahl auf der Basis des subjektiven Empfindens der Patienten und deren spontane Farbwahl.
Als kinesiologische Bestätigung kann der Therapeut zusätzlich auch mit Hilfe einer reaktiver Muskelkraftmessung das passende Tape für den Betroffenen herausfiltern und austesten, welche Farbe am ehesten geeignet ist.

Um einen Einblick in die Farbenlehre zu erhalten, hier ein paar Beispiele. Rot verkörpert die Farbe des Lebens, sie ist die Farbe des Blutes, der Wärme, der Wut und des Zorns und wirkt stärkend und stimulierend auf uns. Blau ist die Farbe der Ruhe und wirkt beruhigend, kühlend und abschwellend. Beige oder Hautfarben werden keiner Farbe zugeordnet und wirken somit neutral.

Zusammenfassend lassen sich vielschichtige Wirkmechanismen von Kinesiologie Tape auf den Organismus festhalten. Diese umfassen unsere Hautsensoren, die Schmerzrezeptoren, das Blut- und Lymphsystem, die Muskulatur und den Bandapparat, sowie Bindegewebe (einschließlich Narben) und Gelenkkapseln. Das Anlegen eines Kinesio-Tapes ist eine Maßnahme zur Unterstützung des Behandlungsziels, stellt aber keine alleinige Therapieform dar, so dass Kinesiologie Tape in vielen Fällen mit anderen physiotherapeutischen Maßnahmen kombiniert wird. Besonders wichtig ist es den Patienten aktiv in die Therapie einzubeziehen.

Für den Therapeuten ist ein umfassendes Verständnis von Muskelfunktionen, Anatomie und Physiologie unerlässlich, um sinnvoll tapen zu können. Durch eine gründliche Befunderhebung bekommt der Therapeut eine klare Vorstellung von der Problematik des Patienten und kann adäquat agieren bzw. tapen.

Eigenanlagen sind mit wenigen Ausnahmen als nicht sinnvoll zu erachten. Obwohl Kinesiologisches Tapen ein nebenwirkungsarmes Behandlungsverfahren darstellt, können bei unsachgemäßem Gebrauch (z.B. zu viel Zug, Tape über offene Wunden usw.) Hautirritationen, Rötungen, Hämatome und Pusteln, bis hin zu Brandblasen auftreten. Neben einer fehlenden therapeutischen Wirkung können die Nebenwirkungen durch eine falsche Anwendung schmerzhaft sein und die Beschwerden noch verstärken. Auch wenn es viele vermeintlich gute Erklärungen und Anleitungen im Internet gibt, so ist das Anlegen durch Fachpersonal in jedem Fall die qualifiziertere und bessere Wahl.

Anmerkung: Die klinische Wirksamkeit von kinesiologischen Tapes ist fachlich umstritten und nicht durch Studien wissenschaftlich erwiesen. 

Behandlungsbeispiele

Zum Lesen der Bildbeschreibung und Vollansicht bitte Bild anklicken. Fotos: Miriam Müller
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Bilderserie 3 – Kinesiologie-Tape bei Schulterbeschwerden

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Literatur

Groth, Klaus J., Gericke, Ralph-E. Kleb den Schmerz einfach weg. Die innovative Therapie mit den kinetischen Tapes. München: Herbig-Verlag, 2005

Fuhrmann, Marc. Kinesio-Taping. Basiskurs. AMS – die Akademie für Fortbildungen in der angewandten Physiotherapie. München, 2009

Missfeldt-Mallèe, Ulrike. Kinesio-Taping. Basiskurs. Hamburg-Uhlenhorst, 2007

http://www.medifit-kiel.de/kinesiotaping.htm#Warumkinesiotaping

Der Beitrag wurde am 15.10.2015 veröffentlicht.
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