Spiraldynamik® bei Hüftbeschwerden
Das Hüftgelenk als zweitgrößtes Gelenk des Menschen besteht aus der Hüftpfanne im Becken und dem Hüftkopf des Oberschenkels. Beide Teile sind mit einer Knorpelgleitschicht überzogen, was ein schmerzfreies, leichtes Bewegen und Belasten des Hüftgelenkes ermöglicht. Für die Stabilität sorgen ein kräftiger Kapsel-Bandapparat und die hüftgelenksumgreifende Muskulatur.
Unfälle, Fehlbildungen, systemische Erkrankungen sowie einseitige Belastungen können zur Abnutzung des Knorpelgewebes, der sogenannten Arthrose führen. Dies führt mit der Zeit durch entsprechende Veränderungen im und um das Gelenk herum zu einer eingeschränkten Beweglichkeit und Schmerzen mit der Folge einer eingeschränkten Lebensqualität.
Am Anfang der Arthrosetherapie stehen konservative Therapiemaßnahmen, die dem Patienten helfen sollen, die Schonhaltung und Fehlbelastung des betroffenen Gelenkes zu reduzieren und somit den Schmerzzustand zu verbessern.
Wenn konservative Therapiemaßnahmen bei Hüftgelenkverschleiß keine spürbare Besserung bringen, der Leidensdruck zunimmt und die Lebensqualität weiter sinkt, ist ein künstlicher Gelenkersatz indiziert.
Da dieser operative Eingriff das geschädigte Gelenk durch ein Kunstgelenk ersetzt, nicht jedoch bereits bestehende muskuläre Defizite sowie eine langjährig angeeignete Schonhaltung behebt, ist ein schneller postoperativer Beginn zielgerichteter Therapiemaßnahmen umso wichtiger, um muskulären Beschwerden frühzeitig entgegenzuwirken.
Sowohl präventiv als auch nach künstlichem Gelenkersatz kann die Therapie nach dem Spiraldynamik®-Konzept eingesetzt werden, um Beschwerden bzw. Symptome, die auf funktionell bedingte Ursachen zurückzuführen sind zu beheben. Durch gezielte Dehn-, Mobilisations- und Kräftigungsübungen können Bewegungsumfang und –qualität stetig verbessert werden.
So können zum einen arthrosebedingte Beschwerden hinausgezögert, zeitweise sogar behoben werden, zum anderen kann postoperativ bestehenden muskulären Dysbalancen mit einhergehender Schonhaltung und Fehlbelastung entgegengewirkt werden.
Wir, Eva-Maria Strodl (Sportwissenschaftlerin der endogap-Klinik am Institut für Bewegungsanalyse & Sportmedizin Garmisch-Partenkirchen) und Dr. Jens Wippert (Spiraldynamik-Experte, Praxis Sanamotus, München), haben in Kooperation die folgenden Trainingsprogramme und Übungen für Sie zusammengestellt.
Für nicht-hüftoperierte Patienten sind die Übungen bei allgemeinen Hüftbeschwerden - auch ohne Arthrose - einsetzbar. Sie können sich hierbei an die Level-Einteilung Level 1 - sehr leicht (Einsteiger), Level 2 - leicht (Geübte), Level 3 - mittelschwer (Fortgeschrittene) und Level 4 - schwer (Experten) halten. Bitte beachten Sie auch die allgemeinen Hinweise.
Zur Vorbereitung auf die OP ist das 12-wöchige präoperative Trainingsprogramm gedacht. Bitte beachten Sie die allgemeinen Hinweise und stimmen Sie sich ggf. mit Ihrem behandelnden Arzt ab!
Als frisch hüft-operierter Patient orientieren Sie sich am postoperativen Trainingsplan. Wichtig: Stimmen Sie sich vor Übungsbeginn unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt ab! Bitte beachten Sie auch die allgemeinen Hinweise.
Allgemeine Hinweise
+ Täglich zwei Übungen aus dem Übungskatalog mit dem entsprechenden Level (mind. 10 min pro Tag). |
+ Mit geringer Wiederholungszahl beginnen, Umfang langsam steigern. |
+ Bewegungsqualität steht vor Quantität. |
+ Alle Übungen ab Level 3 sollten beidseits ausgeführt werden. |
Trainingsplan präoperativ (12 Wochen)
Level 1: | Mindestanforderung. |
Level 2 - 4: | Wenn für Patienten beschwerdefrei und ohne Ausweichbewegung möglich. |
Trainingsplan postoperativ
Level 1: | 1. + 2. Woche nach OP |
Level 2: | 3. + 4. Woche nach OP (Ende der Rehaphase) |
Level 3: | ab 5. Woche nach OP (Übungen für zu Hause) |
Level 4: | ab 7. Woche nach OP (Übungen für zu Hause) |
Alle Übungen sind mit Text, Begleitfotos und einem Videoclip versehen. Diese Informationen versetzen Sie in die Lage, die Übungen korrekt durchzuführen. Möglicherweise haben Sie auch schon eine Schulung in Spiraldynamik® erhalten und nutzen diese Anleitung zur Auffrischung und Unterstützung beim Üben zu Hause. Sämtliche Übungen übersteigen an keiner Stelle die Belastbarkeit von gesundem Gewebe. Die Übungen sind so aufgebaut, dass negative Effekte nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen sind. Beachten Sie aber bitte, dass nach einer Operation die Belastbarkeit des Gewebes herabgesetzt sein kann. Stimmen Sie sich vor Übungsbeginn deshalb unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt ab. Sollten bei einer Übung vermehrt Beschwerden auftreten empfehlen wir Ihnen dringend, die Übung abzubrechen und sich umgehend mit Ihrem Arzt bezüglich des weiteren Vorgehens besprechen.
Viel Freude und Erfolg beim Üben!
Dr. Jens Wippert und Eva-Maria Strodl